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"Es gab einfach nie etwas anderes für mich!"

Exklusives Interview mit der mexikanischen Schauspielerin und neuen Film-Nscho-tschi Iazua Larios

Von Marc Hairapetian

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Bei der dreiteiligen Winnetou-Neuverfilmung interpretierte die mexikanische Schauspielerin Iazua Larios die Rolle der Nscho-tschi mit zurückhaltendem Selbstbewusstsein. Neu waren vor allem die spirituellen und schamanistischen Züge der stolzen Häuptlingstochter, die sich nichtsdestotrotz (wieder einmal) in Old Shatterhand verliebt. Marc Hairapetian lernte Iazua Larios bei der rauschenden Kino-Premiere im Berliner Delphi Filmpalast am 14. Dezember 2016 kennen. Spontan verabredete sich das bezaubernde Energiebündel zum exklusiven Interview am nächsten Tag in der mit einem monumentalen Tannenbaum und einer lebensgroßen Weihnachtsmann-Figur dekorierten Lobby des Hotel Palace. Die vorweihnachtliche Stimmung hatte auch von ihr Besitz ergriffen. Der Abschluss ihres einwöchigen Berlin-Aufenthalts wurde dann einige Tage später durch Anis Amris Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, von dem sie nur wenige Schritte entfernt logierte, getrübt. Ein Gespräch über Karl May, Mel Gibson, mexikanische Filmkunst und experimentelles Puppentheater.

 Marc Hairapetian: Iazua, international bekannt geworden bist du mit Anfang 20 im Jahr 2006 als im mesoamerikanischen Regenwald lebendes Maya-Mädchen Himmelsblume in Mel Gibsons meisterhaftem Action-Historiendrama "Apocalypto", das seinerzeit der Schauspieler Robert Duvall als besten Film der letzten 25 Jahre bezeichnet hatte. Wie kamst du zu der Rolle in diesem formal wie inhaltlich ungewöhnlichen Film, bei dem die Schauspieler Mayathan, die Maya-Sprache von Yucatán, sprechen mussten?

 Iazua Larios: Ich ging einfach zu einem Vorsprechen, an der - ehrlich gesagt - halb Mexiko teilnahm. Ich durchlief dann mehrere Auswahlverfahren inklusive Kostümtests, bis ich Mel Gibson und seinen Ko-Drehbuchautoren Farhad Safina kennenlernte, die mich dann unbedingt in ihrem Film haben wollten. Mel fragte mich ganz höflich, ob ich Zeit hätte. "Klar bin ich frei!", entgegnete ich wie aus der Pistole geschossen. Das war schon alles sehr besonders für mich. Vorher hatte ich zwar bereits den ebenfalls sehr speziellen Horror-Kurzfilm "Máquina" gedreht, der mehrere internationale Preise gewann, aber dass mein erster abendfüllender Spielfilm gleich einer für Hollywoods sogenannte "Traumfabrik" sein sollte, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Ich war anfänglich sogar für die weibliche Hauptrolle, also für die Frau von Pranke des Jaguars im Gespräch, doch Mel wollte dafür lieber eine junge Frau ohne schauspielerische Erfahrung. Sie sollte ganz natürlich wie eine Dorfbewohnerin im Dschungel wirken. Und so entschied er sich für Dalia Hernández und gab ihr den Part der Frau mit dem Namen Sieben. Sie war zuvor Tänzerin. Er wollte einfach eine Frau, die nicht wusste, was sie wirklich tat! Mel nahm sich viel Zeit, mir seine Wahl zu erklären und bot mir dann die Rolle der Himmelsblume an, die im Film die Frau des gutmütigem Von kleinem Geist ist.

 Marc Hairapetian: Es gibt Schauspieler-Stimmen, die sagen, es sei nicht einfach, mit Mel Gibson zu drehen. Du warst die ersten vier Monate am Set, kannst du diese Gerüchte bestätigen?

 Iazua Larios: Ganz und gar nicht! Mel ist ein sehr guter Regisseur voller Energie und geradezu unbändiger Schaffenskraft. Beim Dreh rannte er von einer Seite zur anderen und schrie zwar herum, dass viele es mit der Angst bekamen, aber er tat dies niemals in ausfallender Art, sondern nur, um Schauspieler und Stab zu motivieren. Zu mir war er immer ausgesucht freundlich. Ein wahrer Gentleman!

 Marc Hairapetian: Hast du noch Kontakt zu ihm?

 Iazua Larios: Nein. Nach dem Dreh schrieb ich noch lange Zeit Emails mit Farhad Safina, doch nun ist die Fertigstellung von "Apocalypto" schon über zehn Jahre her. Ich könnte schnell wieder Kontakt mit Mel und Farhad bekommen, weil ich in ihrem Film war. Wir arbeiteten wirklich als Freunde zusammen. Es gibt nur einfach derzeit keinen Anlass.

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 Marc Hairapetian: Muss es immer einen Anlass zur erneuten Kontaktaufnahme geben?

 Iazua Larios: Nein, da hast du natürlich recht. Ich könnte den beiden einfach mal schreiben und ihnen mitteilen, dass ich noch immer häufig an sie denke.

 Marc Hairapetian: War es immer dein Wunsch, Schauspielerin zu werden?

 Iazua Larios: Ja. Als ich noch ein Kind von fünf Jahren war, gehörten meine Eltern zu den Mitgliedern einer Theatergruppe, da musste ich also nicht groß nachdenken. Wir, also sie mit mir "im Gepäck", waren ständig "on tour". Ich liebte es, im Theater zu sein, ihnen auf der Bühne zuzuschauen und selbst hinter den Kulissen zu spielen. Musik und sich dazu bewegen hat mich auch schon von klein auf begeistert und so habe ich mehrere Tanzkurse absolviert. Es gab einfach nie etwas anderes für mich!

 Marc Hairapetian: Dein Mann ist quasi ein journalistischer Kollege von mir. Über was schreibt er genau?

 Iazua Larios: Er ist mit großer Leidenschaft Journalist, arbeitet aber auch als Dokumentarfilmer. Er schreibt für verschiedene Print- und Online-Magazine über Menschenrechte als Spezialist für Lateinamerika und Afrika.

 Marc Hairapetian: Bei den Dreharbeiten zum "Winnetou"-Dreiteiler waren dein Mann und euer gemeinsames Kind in Kroatien mit dabei. Warum nicht bei der gestrigen Kino-Premiere im Berliner Delphi Filmpalast?

 Iazua Larios: Nein, diesmal kümmert sich mein Mann ganz alleine um unseren Sohn Jonas. Die lange Flugreise wäre für ihn mit seinen knapp drei Jahren doch sehr anstrengend geworden. Und unsere Hündin, die ich als Welpe von einer armen Frau anvertraut bekam, die sich nicht mehr um sie kümmern konnte, passt auf die beiden zusammen auf. Sie ist jetzt im Haus der Boss! (lacht) Dafür habe ich meine Mutter, die übrigens in zweiter Ehe mit einem Deutschen verheiratet ist, mitgenommen.

 Marc Hairapetian: Für die Rolle der Nscho-tschi war zuerst die in Deutschland geborene und auf Hawaii aufgewachsene Q´orianka Kilcher, deren Vater ein Abkomme der Inkas ist, vorgesehen. Doch diesmal erhielt nicht die Hauptdarstellerin aus Terrence Malicks Geniestreich "The New World" den Zuschlag, sondern du. Stimmt es, dass du zunächst nichts über Karl May wusstest?

 Iazua Larios: Ich kannte ihn tatsächlich nicht. Erst später habe ich von einem Freund des Ehemannes meiner Mutter erfahren, dass Karl May einer der größten deutschen Bestsellerautoren war. Ich drehe ja häufig in Spanien, stand zuletzt für die Historienserie "Carlos, Rey Emperador" dort vor der Kamera. Über meine spanische Agentur kam der Kontakt zur "Winnetou"-Casting-Direktorin Ulrike Müller, die weltweit nach der neuen Nscho-tschi suchte, zustande. Und schließlich konnte ich auch Regisseur Philipp Stölzl bei einem Gespräch in Berlin überzeugen.

 Marc Hairapetian: Hast du gestern Marie Versini, die Nscho-tschi aus der Filmreihe der 1960er Jahre gestern zum ersten Mal getroffen? Im Film habt ihr ja keine gemeinsame Szene.

 Iazua Larios: Nein, ich lernte sie bereits in Kroatien kennen. Wir haben uns gleich gut verstanden und spontan umarmt. Sie ist sehr intelligent und spricht mit Deutschen immer nur auf Deutsch. Ich wünschte, ich könnte das auch! Etwas Deutsch habe ich ja gelernt, aber meine Studien nicht weiter fortgesetzt. Zuviel kam dazwischen - in positiver Hinsicht mein Sohn. Jetzt ist sie eine ältere Dame, aber sie hat eine große (Kino)-Geschichte hinter sich. Ich habe mir auch alle ihre Nscho-tschi-Leinwandauftritte angesehen. Sie hat wirklich ganz wunderbar gespielt, allerdings ganz anders als ich.

 Marc Hairapetian: Sie war mehr die sanfte und hingebungsvolle Häuptlingstochter, die nur in ihrer Liebe zu dem von Lex Barker gespielten Old Shatterhand aufbegehrt hat. Du hast mehr eine selbstbewusste Schamanin verkörpert, die allerdings auch Old Shatterhand, diesmal von Wotan Wilke Möhring mit Mut zur Schwäche interpretiert, zugeneigt ist.

 Iazua Larios: Ja, bei uns haben sich die Geschlechterrollen etwas vertauscht. Eine Anpassung an heutige Sehgewohnheiten, sonst hätten sich wohl die weiblichen Zuschauer über das brave Heimchen-am-Herd-Klischee entrüstet.

 Marc Hairapetian: Genau wie du hatte Pierre Brice, der mit Abstand berühmteste Winnetou-Darsteller, vorher kein Buch von Karl May gelesen. Er holte dies später nach und sagte mir im Interview: "Karl May macht zu viel Worte, wiederholt sich häufig." Er war ihm auch etwas zu religiös.

 Iazua Larios: Das muss ich mal selbst überprüfen, aber ich weiß vom besten Freund des Ehemanns meiner Mutter, der "Winnetou"-Fan ist, dass Karl May rassistische Züge gehabt haben soll. Er setzte sich zwar sehr für die Indianer ein, fühlte sich aber andererseits Afrikanern und Afro-Amerikanern gegenüber überlegen. Er war wohl ein Mann mit großen Widersprüchen.

 Marc Hairapetian: Wie hat dir "Winnetou - Eine neue Welt", den Du gestern bei der Kino-Premiere erstmals komplett gesehen hast, gefallen?

Größere Ansicht anzeigen Iazua Larios als Winnetous Schwester in der Neuverfilmung. Links Nik Xhelilaj als junger Häuptling der Apachen (Foto: RTL/Nikola Predovic, RatPack.)

 Iazua Larios: Man hat mir vorher - wie dir auch - DVDs mit allen drei Teilen zukommen lassen, aber ich habe mir das Ansehen für nach der Kino-Premiere aufgespart. Ich war gestern wirklich sehr zufrieden mit dem Film. Ehrlich gesagt hatte ich befürchtet, dass er vielleicht zu einem zwar gut gemachten, aber rein kommerziellen Action-Movie zusammengeschnitten worden sein könnte. Doch Philipp Stölzl hat - hier in Zusammenarbeit mit seinem Cutter Sven Nudelmann - einen wirklich einen guten Job gemacht. Das merkte man schon beim Dreh. Er weiß einfach, was er will und wie er es aus dir herauslockt beziehungsweise wie du es in dir selbst findest. Philipp ist nicht einfach zufrieden zu stellen - und das ist gut so.

 Marc Hairapetian: Fünf Monate habt ihr gemeinsam gedreht. Wie hoch war die Belastung, wenn man dazwischen sein Kleinkind versorgen muss?

 Iazua Larios: Meine Familie war zwar die ganze Zeit dabei, aber es war sehr schwer. Ich musste meinen Sohn ja noch stillen - und bei den Dreharbeiten die Textzeilen sowohl in Deutsch als auch in Lakota lernen. Alles in allem hatte ich also beruflich wie privat große Verantwortung zu tragen.

 Marc Hairapetian: Das Sprechen von Lakota in der Winnetou-Neuverfilmung war zwar nur halbauthentisch, weil es eigentlich keine Sprache der Apachen, sondern der westlichste Dialekt der Sioux ist, aber es klang zumindest sehr indianisch.

 Iazua Larios: Ich rede im ganzen Film sehr langsam. Das war nicht so gut. Da bin ich selbstkritisch. Es sollte eigentlich schneller sein, aber ich bekam es nicht hin. Philipp mochte es aber und ließ es so drin. Vor allem Deutsch war noch komplizierter für mich als Lakota.

 Marc Hairapetian: Der große Oskar Werner hat im Nouvelle-Vague-Klassiker "Jules und Jim" seinen französischen Text zuerst auch phonetisch gelernt, beherrschte die Sprache aber später fließend.

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 Iazua Larios: Er hat es besser gemacht als ich. Ich bewundere dies aufrichtig. Ich habe wirklich niemals gedacht, dass ich mal auf Deutsch spielen werde. Es war eine große Herausforderung für mich. Mein Gehirn arbeitete beim Dreh permanent auf Hochtouren. Eine andere Sprache zu lernen ist das Beste, was du tun kannst. Unabhängig davon, ob du Schauspieler bist oder nicht. Es erweitert einfach den Horizont.

 Marc Hairapetian: Im Gegensatz zu Marie Versinis Nscho-tschi und der Original-Vorlage von Karl May überlebtet die von dir dargestellte Nscho-tschi am Ende ihren Bruder Winnetou. Gesetzt den Fall, es würde eine Fortsetzung geben, wärest du dabei?

 Iazua Larios: Vielleicht gibt es wirklich eine Fortsetzung. Ich wäre auf jeden Fall dabei. Ich kann sie mir nur ohne Winnetou, also Nik Xhelilaj, äußerst schwer vorstellen.

 Marc Hairapetian: Was sind aus deiner Sicht die größten Unterschiede zwischen "Winnetou" in den 1960er Jahren und "Winnetou" anno 2016?

 Iazua Larios: Damals glaubten die Zuschauer (und auch die Filmemacher) mehr an das Kino in einer sehr unschuldigen Art und Weise. Bei uns ist alles rauer und vielleicht auch etwas realistischer.

 Marc Hairapetian: Welche schamanischen Züge hast du selbst?

 Iazua Larios: Ich liebe und höre auf die Natur und habe zwangsweise ein schamanisches Bewusstsein selbst entwickeln müssen, da wir bei Guanajuato in einer Bergregion 2000 Meter über dem Meeresspiegel leben, wo es mitunter kein Internet oder nur sehr schwache Signale gibt. Diese teilweise Abgeschiedenheit von der restlichen Zivilisation hat schon auf den russischen Regisseur Sergei Eisenstein sehr inspirierend gewirkt, obwohl natürlich in seiner Zeit das Internet als Kommunikator noch weit entfernt war. Einerseits gibt es die in einem engen Gebirgstal gelegene legendäre Silberstadt Guanajuato, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Havanna und Mexiko-Stadt die drittgrößte Stadt der westlichen Hemisphäre war, mit ihren engen und verwinkelten Straßen. Andererseits sind da immer noch wilde, schwer zugängliche Landschaften des Hochlandblocks. Die von Bergen umgebene Gegend hat mich geprägt und sie hat etwas Surreales. Das war schon dem spanisch-mexikanischen Filmgenie Luis Buñuel in den 1940er und 1950er Jahren bewusst.

 Marc Hairapetian: Als Schauspielerin kommst du viel rum. Wie typisch mexikanisch bist du?

 Iazua Larios: Ich bin auf der einen Seite sehr mexikanisch, andererseits aber auch offen, weil ich mich wie gesagt schon als Kind mit meinen Eltern ständig auf Reisen befunden habe. Ich habe zuhause viele mexikanische Bücher und Kunstwerke und bin stolz darauf, von frühen Hochkulturen wie den Mayas, Olmeken, Tolteken und später Azteken abzustammen.

 Marc Hairapetian: Das mexikanische Kino hat seit dem Stummfilm über das "Goldene Zeitalter" des Tonfilms von 1945 - 1950 bis zur heutigen Zeit international einen guten Ruf und immer wieder große Regisseure wie eben Luis Buñuel, Guillermo del Toro oder Alejandro González Iñárritu hervorgebracht. Woran liegt das?

 Iazua Larios: Gewisse Kinostrukturen sind überall gleich auf der Welt, aber das mexikanische Kino hat eine besondere Leidenschaft. Hier machen arme Leute künstlerische Filme, um auch gegen die soziale und politische Ungerechtigkeit vorzugehen. Es gibt viel Korruption in Mexiko und das Gefälle zwischen den vielen mittellosen und den wenigen reichen Menschen ist extrem. Viele Mexikaner haben eine besonders ausgeprägte Spiritualität und die schlägt sich auch in den Filmen nieder. Allein in Mexiko-Stadt findest du an jeder Ecke so unterschiedliche, kleine Geschichten - vom Katholizismus bis zum Schamanismus, die dich zu einem Film inspirieren können. Und dann ist da der Dschungel, den sich auch der Australier Mel Gibson mit seinem Hollywood-Team cineastisch zunutze machte. Ich erinnere mich noch an meine Tasse Kaffee, in der immer wieder Insekten mittranken! Natürlich lief der Dreh von "Apocalypto" viel disziplinierter als der von einer mexikanischen Produktion ab. Mexikanischen Produktionen verlaufen immer chaotisch. Das ist jetzt aber nicht negativ gemeint.

 Marc Hairapetian: Wir kommen alle aus dem Chaos.

 Iazua Larios: Genau! Mexikaner haben oftmals viel Temperament und eine lustige, positiv verrückte Energie und das wirkt sich natürlich auch auf die Filme aus, die irgendwie ansteckend lebendig wirken.

 Marc Hairapetian: Du scheinst auch viel Energie zu haben, denn am Sonntag vor der gestrigen "Winnetou"-Premiere in Deutschland hast du noch in Mexiko-Stadt auf der Bühne gestanden.!

 Iazua Larios: Und jetzt sitzen wir einen halben Tag später am Mittwoch beim Interview zusammen! Etwas müde bin ich schon, aber der Cappuccino und unser Gespräch wecken wieder meine Lebensgeister. Mit Theaterregisseur Emilio Garcia Wehbi und seiner Partnerin Maricel Álvarez, die auch als Choreografin und Schauspielerin - wie an der Seite von Javier Bardem in dem Iñárritu-Film "Biutiful" - tätig ist, will ich unbedingt wieder zusammenarbeiten. Die beiden machen ein modernes Alternativ-Theater, das Elemente aus dem Punk-Rock und der Malerei übernommen hat.

 Marc Hairapetian: Wäre es nicht reizvoll, auch einmal mit Alejandro González Iñárritu zusammenzuarbeiten?

 Iazua Larios: Ich verehre ihn seit seinem Debütfilm "Amores Perros", der über Träume, Tod und die Liebe zu Hunden erzählt. Er hat es geschafft sogar in dem Hollywood-Survival-Film "The Revenant" surreale Elemente unterzubringen. Ein Freund von mir ist mit ihm befreundet, doch man soll es nicht forcieren. Wenn eine Zusammenarbeit passieren soll, wird sie einfach passieren.

 Marc Hairapetian: Hast du einen Lieblingsfilm?

 Iazua Larios: Da habe ich natürlich mehrere, aber spontan würde ich "Akira Kurosawas Träume" nennen, der ja tatsächlich auf seinen eigenen Träumen basiert und bei dem die acht farbenprächtigen Episoden mehr über das Visuelle als über die Sprache funktionieren.

 Marc Hairapetian: Du entstammst einer künstlerischen Familie. Ist deine Schwester nicht auch dem Theater verhaftet?

 Iazua Larios: Meine Schwester ist wirklich ein Genie! Sie studierte Theaterwissenschaften, ist jetzt Schriftstellerin und hat schon einige Bücher publiziert. Wir lebten eine Zeit lang zusammen in Barcelona und widmeten uns dem experimentellen Puppentheater. Einige Filme davon sind bei YouTube zu sehen. Sie ist mit einem Theaterregisseur verheiratet. Sie setzen Spielzeugfiguren in ihren Inszenierungen ein. Das Ganze ist aber nichts für Kinder!

 Marc Hairapetian: Interessant, dass du das erwähnst. Einer der letzten Puppentrick-Filme aus der DDR basiert auf Karl May und heißt "Die Spur führt zum Silbersee". Günter Rätz ist damit 1990 ein cineastisches Kleinod gelungen!

 Iazua Larios: Den würde ich gerne einmal sehen! So schließt sich der Kreis zu Karl May!

Das Gespräch mit Iazua Larios führte Marc Hairapetian für SPIRIT - EIN LÄCHELN IM STURM www.spirit-ein-laecheln-im-sturm.de / www.spirit-fanzine.de / www.spirit-fanzine.com am 15. Dezember 2016 im Berliner Hotel Palace.

Die Fotos von Iazua Larios & THE SPIRIT aka Marc Hairapetian machte Heiko Lehmann am 14./15. Dezember 2016 für SPIRIT - EIN LÄCHELN IM STURM www.spirit-ein-laecheln-im-sturm.de / www.spirit-fanzine.de / www.spirit-fanzine.com